CPPD | Rückblick: Dezentrales Festival »Memory Matters« in Dresden: Erinnerung und Widerstand

Eine zentrale Herausforderung der Gegenwart liegt in der Etablierung erfolgreicher Praktiken des Widerstands und der Immunisierung gegenüber rechtspopulistischen und rechtsextremen Bewegungen. In diesem Prozess kann eine Plurale Erinnerungskultur bedeutend mitwirken.

In Zeiten eines europaweiten Rechtsrucks und mit Blick auf die Wahlergebnisse der jüngsten Landtagswahlen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen bedarf es Räume des Austauschs sowie partizipationsfördernde Angebote, um eine demokratische und differenzierte Erinnerungskultur zu etablieren.

Die Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD) erarbeitet seit 2021 als kollaboratives Netzwerk von über 200 Partner*innen künstlerische, zivilgesellschaftliche und bildungspolitische Konzepte für ein pluralistisches gesellschaftliches Erinnern. Hierzu gehört die Festivalreihe »Memory Matters«.

Vor dem Hintergrund eines Erstarkens demokratiefeindlicher Bewegungen deutschlandweit, jedoch auch in Dresden und Sachsen in den letzten zehn Jahren durch Pegida und die sogenannten Montagsspaziergänge, zeigte die CPPD am 22. September 2024 mit dem Festival »Memory Matters« gemeinsam mit „Faiths in Tune“, dem Ausländerrat Dresden sowie dem Staatsschauspiel Dresden neue Wege im Erinnern auf.

Der Schwerpunkt der Veranstaltungen bewegte sich an der Schnittstelle von Erinnerungskultur und Widerstand: Welche Widerstände muss Erinnerungskultur aushalten können? Wie können Erinnerungspraktiken in Ostdeutschland auch als Widerstandspraktiken begriffen werden? Welche Rolle kann eine widerständige Erinnerungskultur in Zeiten eines europaweit zu verzeichnenden rechten Backlashs einnehmen?

Die Autorin Anne Rabe belegte im Rahmen des Festivals die fehlende Aufarbeitung der DDR-Geschichte anhand spezifischer Generationen und deren Orientierungslosigkeit in einer Gesellschaft mit neuen Werte- und Handlungsoptionen. Die Historikerin Sarah Grandke wies darauf hin, dass auch die Opfer des SED-Regimes einen würdigen Raum in der Gesellschaft erhalten müssen, der durch ein offenes Sprechen über persönliche Erfahrungen unterstützt werden kann. Nur so könne anhaltendes Schweigen durchbrochen werden. Auch in den von der Journalistin Andrea Hanna Hünnigerverlesenen Essays wurden Widerstände gegen die Wiedervereinigung durch Schweigen thematisiert. Multidirektionale Bezüge zum Thema wurden über Kelly Laubinger, Vorsitzende der Bundesvereinigung der Sinti und Roma, und Dan Thy Nguyen, Regisseur, Schauspieler und Essayist hergestellt. Sie betonten stets die Bedeutsamkeit der Förderung einer pluralen Erinnerungskultur auf dem gesamten Bundesgebiet. Moderiert wurde von CPPD-Mitglied Anja Fahlenkamp. Ein partizipativer Stadtspaziergang durch Dresden mit Schwerpunkten auf Diskriminierung und Asyl sowie ein Workshop im Montagscafé des Staatsschauspiels Dresden für Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung ermöglichten zusätzlich die Auseinandersetzung mit Widerständigkeiten in der Erinnerung.

Für eine reflektierte Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Entwicklungen und der Rolle der Erinnerungskultur in diesen Zusammenhängen sind Austauschformate und Partizipationsräume dringend notwendig. Räume des Austauschs werden auch in Zukunft für die Weiterentwicklung unserer hiesigen Erinnerungskulturen benötigt. Die Veranstaltung in Dortmund war Teil der Festivalreihe »Memory Matters« der CPPD, die 2024 in vier deutschen und zwei europäischen Städten mit Veranstaltungen, Workshops, künstlerischen Positionen und Diskussionen realisiert wird.

Am 19. Oktober 2024 findet die Abschlussveranstaltung von »Memory Matters« in Berlin zum Thema „Wie weiter? Gegenwart erinnern: Der 24. Februar, der 7. Oktober und der 9. Juni“ statt.

 

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Netzwerkpartner*innentreffen & Abendveranstaltung | 18.-19. Oktober 2024
„Wie weiter? – Gegenwart erinnern: Der 24. Februar 2021, der 7. Oktober 2023 & der 9. Juni 2024.“

Die CPPD und ihre Netzwerkmitglieder fordern eine Stärkung und nachhaltige Sicherung ihrer Arbeit für eine demokratische Plurale Erinnerungskultur. Pluralität bleibt das Strukturprinzip unserer Gesellschaften – trotz eines Erstarkens der rechtsextremen und faschistischen AfD in Deutschland, trotz der Wahlerfolge rechter und rechtsextremer Kräfte in Europa, trotz andauernder Kriege und Gewaltkonflikte in der Ukraine, in Israel, Gaza und im Libanon. Mit ihren Aktivitäten und Veranstaltungsformaten schafft die CPPD einzigartige Räume des Pluralen, die Dialog zulassen und zu konkretem Handeln führen.

 

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