CPPD | Rückblick: Konferenz „Gegenwart erinnern“

Wann setzt Erinnern ein? Wann beginnen Gesellschaften und Individuen auf der Basis von Erinnerung, Geschichte zu verhandeln, Geschichte zu schreiben? In pluralen Gesellschaften existieren Erinnerungskulturen nebeneinander. Sie greifen einander auf, werden ihrerseits eingewoben in die Erzählung, wer mit dem Wir einer Gesellschaft gemeint ist, und wer nicht.

Diese Fragen wurden im Rahmen der Konferenz „Gegenwart erinnern“ der Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD) vom 20.-22. Oktober 2023 in Berlin verhandelt. Die Konferenz widmete sich den Möglichkeiten, den Grenzen und der Reaktionsfähigkeit von Erinnerung und Erinnerungskultur in Anbetracht tagesaktuellen politischen Geschehens. Dahinter stand die Überzeugung, dass Erinnerungskulturen grundlegend an Verständigungsprozessen unserer Gesellschaften über soziale Identität(en) beteiligt sind. Sie spielen auch in Konfliktdynamiken, die wir heute auf deutscher, europäischer und globaler Ebene erleben, eine zentrale Rolle und zeigen die engen Verwobenheiten unserer Geschichten auf. Diese wirken nicht nur auf die Gegenwart ein – Gegenwart bestimmt unsere Verwobenheiten.

Während der Konferenztage ging es nicht um Aufmerksamkeits- oder Platzkämpfe im Erinnerungskalender: Es ging um das Auffalten dieses Kalenders – um seine Anreicherung und um die Vitalisierung eines Versprechens, das zur Floskel geworden ist: Nie Wieder!

 

Beim Netzwerkpartner*innentreffen am Freitag in der Villa Elisabeth waren mehr als 40 verschiedene Institutionen, Projekte und Initiativen vertreten, die sich für erinnerungspolitische Anliegen einsetzen. Moderiert durch den Demokratiecoach Vatan Ukaj von wertansich(t), bot das vierstündige Programm einen Raum für Austausch über Erfahrungen in erinnerungspolitischer Arbeit in Deutschland und Europa. Durch eine gesteigerte öffentliche Wahrnehmung der CPPD im Jahr 2023 und einer erfolgreich ausgebauten Netzwerkarbeit war das Teilnahmeaufkommen im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht. Das Netzwerkpartner*innentreffen war so einen Ort des Zusammenkommens, um in Zeiten der Krise Allianzen und Bündnisse zu schaffen.

 

Auf der Abendveranstaltung in der Akademie der Künste wurden konkrete Ergebnisse aus der Arbeit der CPPD präsentiert. Auch hier stand das Thema „Gegenwart erinnern“ im Fokus. Eine Teilversion des Dynamic Memory Lab ermöglichte es dem zahlreich erschienenen Publikum, Eindrücke in das dynamische Ausstellungsprojekt zum Thema „Codes of Memory in Roma*- und Sinti*-Communities“ zu gewinnen. Erste Ergebnisse aus der Online-Umfrage zu Pluralen Erinnerungskulturen der CPPD wurden vorgestellt. Hier zeigten sich Analysetrends, die die zentralen Werte und Ziele der CPPD im Rahmen pluralistischer Erinnerungskulturen weiter unterstützen. Zudem wurde der Veranstaltungsreihe der CPPD „Past Perfekt?“ durch einen musikalischen Beitrag des Pianisten Daniel Gerzenberg auf der Bühne Raum gegeben.

 

Ein Kernstück des Abends war das Panel „Gegenwart erinnern“, das ausgewählte Expert*innen und Mitglieder aus dem CPPD-Netzwerk dazu einlud, über das Konferenzthema zu diskutieren. Das Panel stand im Kontext einer im Vorfeld der Konferenz umgesetzten Video-Gesprächsreihe, in der Expert*innen aus Kunst, Kultur, Journalismus, Aktivismus und Politik verschiedene Konfliktregionen und Erinnerungsmomente fokussierten. Sie gingen gleichermaßen explorativ auf die vielfältigen Fragen rund um das Erinnern von Gegenwart ein. Die entstandenen Videos, wurden kurz vor der Konferenz auf der Website der CPPD veröffentlicht und stehen auf dieser Seite verfügbar.

Die dreitägige Konferenz schloss mit einem Veranstaltungsbesuch im Haus der Kulturen der Welt am Sonntag. Mitglieder aus dem CPPD-Netzwerk waren zur Gesprächsreihe „Versöhnungstheater“ von Max Czollek, Lyriker, Publizist und Autor sowie Kurator der CPPD, eingeladen. Im Gespräch mit Mirjam Zadoff gingen beide Fragen an der Schnittstelle von Erinnerung und Gewalt nach.

Wir blicken sehr zufrieden auf die gelungenen Konferenztage zurück und möchten uns bei allen Teilnehmenden, Gästen, Beitragenden und Unterstützer*innen bedanken.

 

Fotocredit: © CPPD | Elena Krasnokutskaya

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„Wie weiter? – Gegenwart erinnern: Der 24. Februar 2021, der 7. Oktober 2023 & der 9. Juni 2024.“

Die CPPD und ihre Netzwerkmitglieder fordern eine Stärkung und nachhaltige Sicherung ihrer Arbeit für eine demokratische Plurale Erinnerungskultur. Pluralität bleibt das Strukturprinzip unserer Gesellschaften – trotz eines Erstarkens der rechtsextremen und faschistischen AfD in Deutschland, trotz der Wahlerfolge rechter und rechtsextremer Kräfte in Europa, trotz andauernder Kriege und Gewaltkonflikte in der Ukraine, in Israel, Gaza und im Libanon. Mit ihren Aktivitäten und Veranstaltungsformaten schafft die CPPD einzigartige Räume des Pluralen, die Dialog zulassen und zu konkretem Handeln führen.

 

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