EPNA | Workshop „Hands-On Against Antisemitism“ in Berlin

Im Schatten der Hamas-Terroranschläge und des anhaltenden Krieges in Israel und Gaza fand vom 5. bis 7. Dezember eine wichtige und notwendige Veranstaltung für DialoguePerspectives e.V. statt: Vertreter*innen von 20 Mitgliedsorganisationen des European Practitioners Network Against Antisemitism (EPNA) trafen sich nach zahlreichen digitalen Check-Ins erstmals in Präsenz in Berlin.

Initiiert im April 2023 verfolgt EPNA das Ziel, die Zusammenarbeit im Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus auf europäischer Ebene zu fördern. Der dreitägige Workshop mit dem Titel „Hands-On Against Antisemitism – Strategies in Countering Antisemitism in Times of Polycrisis“ ermöglichte erstmals ein persönliches Treffen der Netzwerkmitglieder. Es bot ihnen die Möglichkeit für den Austausch unter Kolleg*innen, der Anbahnung zukünftiger Kooperationen sowie eine Plattform, um konkrete Maßnahmen zur gemeinsamen Bekämpfung des Antisemitismus zu entwickeln.

Die Berichte der Netzwerkmitglieder zeichnen dabei ein beunruhigendes Bild. In ganz Europa gab es seit dem 7. Oktober und dem darauffolgenden Konflikt einen signifikanten Anstieg des Antisemitismus, der für die Netzwerkmitglieder teils unerträgliche Auswirkungen auf ihre Arbeit hat. Obwohl der konkrete Umgang mit einer solchen Ausnahmesituation nicht der ursprüngliche Fokus des EPNA-Netzwerks war, wird immer deutlicher, wie wichtig die gemeinsame Erarbeitung von Resilienz ist, die in Kooperation und praktischer Solidarität ihren Ausdruck findet.

In verschiedenen Working Groups hatten die Netzwerkmitglieder die Möglichkeit, mehr über die anderen Mitgliedsorganisationen zu erfahren. Über die Einblicke in die jeweiligen Situationen ihrer Länder hinaus teilten die Mitglieder ihre unterschiedlichen Ansätze zur Bekämpfung des Antisemitismus. Gemeinsam schufen sie einen Überblick über die vorhandenen Expertisen, Ressourcen und lokale Partner*innen-Netzwerke, um  die gemeinsamen Kooperationspotenziale greifbar zu machen.

Das Seminar bot den Teilnehmer*innen auch die Gelegenheit, die Herausforderungen zu diskutieren, denen sie im aktuellen politischen Klima in Europa gegenüberstehen. Gemeinsam reflektierten sie über die Auswirkungen der Angriffe vom 7. Oktober und deren Folgen auf ihre Arbeit, teilten unterschiedliche Strategien zur Krisenbewältigung und diskutierten über etwaige Neujustierungen ihrer Programme. Insbesondere betonten sie, wie emotional fordernd die Situation in ihren Communities sei und unterstrichen die Notwendigkeit, die Situation vor politischer Instrumentalisierung in Schutz zu nehmen.

Am zweiten Tag des Seminars trafen sich die Netzwerkmitglieder in ihren Working Groups, um Best Practices, aktuelle Herausforderungen und Kooperationsmöglichkeiten im Detail zu besprechen. Die vier Working Groups des EPNA existieren, um Organisationen mit ähnlicher Expertise in den Bereichen 1) Holocaust-Education, 2) Antisemitismus in Schulen und Universitäten, 3) Intersektionalität mit Misogynie, Rassismus und Verschwörungsideologien und 5) Online-Antisemitismus zu vereinen. Der Nachmittag war der Überführung dieser Gespräche in konkrete Projektvorschläge gewidmet, für die Fördermittel aus dem EPNA-Microgrant-Programm beantragt werden können.

Ein Highlight war die Abendveranstaltung im Grünen Salon der Volksbühne Berlin. Die Panelteilnehmenden waren Prof. Dr. Andrea Petö von der Central European University (CEU), Dr. Sarah Pagung von der Körber Stiftung und der jüdische Journalist und Autor Ruben Gerczikow. Sie diskutierten Strategien, die illiberale Akteure einsetzen, um Antisemitismus, Rassismus, Verschwörungsideologien und Misogynie zu verbreiten. Anhand von Beispielen aus Russland, Ungarn und Deutschland hoben sie die Schnittstelle zwischen Misogynie und Antisemitismus in rechtsextremen Ideologien hervor und analysierten die jüngsten Entwicklungen in diesen Bereichen.

Das Seminar schloss mit mehreren Treffen mit Vertreter*innen der deutschen Organisationen RomaTrial, RIAS (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus e.V.) und Schalom & Salam ab.

Die Teilnehmer*innen verließen das Berliner Seminar mit Ideen und konkreten Plänen für gemeinsame Projekte, neue Netzwerken und einem starken Gefühl der Solidarität. Das Netzwerk wird weiter ausgebaut und sich sowohl in regelmäßigen Online-Meetings als auch in Präsenz treffen, wobei das nächste Workshop im März 2024 stattfinden wird.

Photo credit: © EPNA/DialoguePerspectives e.V., 2023

 

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